Gute Karten

29. Dezember 2022 | 1. Herren

Zwischenbilanz: Der TV Oyten hat in der Handball-Oberliga beste Aussichten auf den Klassenerhalt

Die Party war groß. Ausgiebig haben die Handballer des TV Oyten im Mai den Gewinn der Verbandsliga-Meisterschaft gefeiert. Was zu diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand im Kopf hatte: Dem TVO stand eine Reise ins Ungewisse bevor. Denn nicht nur der Titel ging an das Team des Trainerduos Marc Winter/Lars Müller-Dormann, sondern auch das Recht, in die Oberliga aufzusteigen. Mit einem dünnen Kader, der über nur ganz wenig Oberliga-Erfahrung verfügte, gingen die Oytener das Abenteuer an. Zum Jahresende lässt sich eines sagen: Der Aufstieg hat sich für das Team gelohnt. Es spielt eine gute Rolle in der vierten Liga. Das zeigt auch das Zwischenfazit, welches Marc Winter kurz vor dem Jahreswechsel zieht.


Das bisherige Abschneiden:
Marc Winter ist ein Mensch, der die Dinge deutlich anspricht. Der Coach sagt ganz offen, dass Lars Müller-Dormann und er vor der Saison durchaus große Bedenken hatten. „Wir haben befürchtet, dass wir in der Oberliga mit wehenden Fahnen untergehen können“, erklärt Winter offen und ehrlich und blickt auf die Vorbereitung zurück. Die verlief für die „Vampires“ nämlich alles andere als optimal. „Durch den Aufstieg sind wir mit großer Euphorie in die Vorbereitung gegangen, sind dann aber auch sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.“

Die Wochen vor dem ersten Saisonspiel, in dem die Oytener gleich auf den Nachbarn SG Achim/Baden treffen sollten, waren geprägt von Verletzungen – und Niederlagen. „Wir haben nicht ein Vorbereitungsspiel gewonnen“, erinnert sich Marc Winter an die Misserfolge im Sommer. Erfolge sollte es – trotz häufig guter Leistungen – auch in den ersten vier Ligaspielen nicht geben. Erst im Aufsteigerduell beim TSV Bremervörde sammelte der TVO – an Spieltag Nummer fünf – seine beiden ersten Zähler ein. Drei weitere Siege ließ die Sieben von Winter und Müller-Dormann folgen. Die bisherige Ausbeute weist auf, dass sich die Befürchtungen der beiden Coaches nicht bestätigt haben. Mit ihren 8:16 Punkten stehen die Oytener derzeit auf Rang elf. Der Vorsprung auf den 13. Rang – dem ersten Abstiegsplatz – beträgt drei Zähler.

„Deshalb sind wir mit dem bisherigen Abschneiden auch sehr zufrieden. Nur gegen Cloppenburg waren wir schlecht“, sagt Marc Winter über die 23:41-Niederlage, die seine Mannschaft zu Hause gegen den Drittliga-Absteiger bezogen hat. Zwei Begegnungen hätten aus seiner Sicht aber auch anders verlaufen können. „In Haren und Rotenburg hätten wir auch gewinnen können. Dann stünden wir jetzt bei zwölf Punkten. Das wäre perfekt.“


Die Verletzungen von Noah Dreyer und Marc Lange:
Die Befürchtungen vor der Saison, in der Oberliga nicht mithalten zu können, bestanden auch aufgrund der Größe des Kaders. Den beiden Trainern war es in der Sommerpause nicht gelungen, das Aufgebot breiter aufzustellen. Daher war klar: Verletzen durfte sich im Grunde niemand. Doch genau das passierte früh in der Saison. Der Schock saß tief, als sich Noah Dreyer nach dem zweiten Spieltag im Training einen Mittelhandbruch zugezogen hatte. Der Rückraumspieler ist im TVO-Kader einer der wichtigsten Torschützen. Im November dann der nächste Ausfall: Marc Lange brach sich einen Finger. Dreyer ist mittlerweile zurück. Marc Winter hofft, dass Lange im Januar wieder ins Training einsteigt.

Marc Lange soll nach seinem Fingerbruch möglichst im Januar ins Team zurückkehren.

Besonders nach dem Ausfall von Dreyer kamen erneute Befürchtungen auf, ob der Aufsteiger ohne die individuelle Klasse des eigentlichen Haupttorschützen konkurrenzfähig ist. Doch auch diese Sorgen zerschlugen sich: Drei der vier bisherigen Siege führen die „Vampires“ ohne Dreyer ein. Der Grund: „Wir haben unser Spieltempo ohne Noah erhöht und voll auf diese Karte gesetzt“, sagt Winter. Daher habe es ihn genauso geschockt, als sich auch noch Marc Lange verletzte. Denn er stehe für einen schnelleren Handball als Noah Dreyer, erklärt der TVO-Coach. Winter ist jedoch froh, dass er nun wieder auf Noah Dreyer setzen kann. Und genauso glücklich wird es ihn machen, wenn Marc Lange wieder im Rückraum die Fäden ziehen kann.


Der Gewinner der bisherigen Saison:
Ohne Dreyer mussten sich zwangsläufig andere Spieler in den Vordergrund drängen. Mit Robin Hencken ist dies zum Beispiel einem jungen Mann sehr gut gelungen: Mit seinen 74 Saisontoren führt er die teaminterne Torjägerliste an. In der Liste der gesamten Oberliga Nordsee steht der Name Robin Hencken auf dem vierten Platz.

Robin Hencken hat sich während der Abwesenheit von Noah Dreyer zum Haupttorschützen des Aufsteigers entwickelt.

Als alleinigen Gewinner der bisherigen Saison will Marc Winter den Rückraumshooter aber nicht bezeichnen. „Robin hat sich toll entwickelt. Das trifft aber auf alle Spieler zu. Sie mussten nach der erfolgreichen Saison in der Verbandsliga auch erst einmal wieder lernen, ein Spiel zu verlieren“, findet Marc Winter. Das sei der Mannschaft gelungen, weshalb er das Kollektiv als den Gewinner des bisherigen Saisonverlaufs ansieht.


Das gilt es zu verbessern:
Die Deckung ist beim Aufsteiger so etwas wie das Prunkstück. Im Handball ist es ein Gesetz, dass eine gute Defensive der Schlüssel ist, um ins Tempospiel zu bekommen. Im schnellen Spiel nach vorne sei jedoch noch Luft nach oben, findet Marc Winter: „Nicht unbedingt bei der ersten Welle, aber beim erweiterten Umschaltspiel können wir uns noch verbessern.“

Das größte Steigerungspotenzial haben Winter und Müller-Dormann jedoch in der Chancenverwertung ausgemacht. Zu viele gute Möglichkeiten hätten ihre Spieler bereits ausgelassen. „Das haben wir besonders in Haren gesehen“, sagt Winter. Bei der 26:27-Niederlage im Emsland hatte die TVO-Sieben freie Würfe im zweistelligen Bereich nicht im Tor des Gegners untergebracht. „Daher ist für uns klar, dass wir unser Hauptaugenmerk auf eine bessere Trefferquote legen müssen“, gibt Winter vor.


Die Ziele der zweiten Saisonhälfte:
Für Winter und Müller-Dormann gibt es bei dem, was sie in der zweiten Hälfte der Saison mit ihrem Team noch erreichen wollen, keinen Plural. „Wir verfolgen keine kleinen Ziele, sondern nur ein ganz großes: den Klassenerhalt“, sagt der Coach in aller Deutlichkeit.

Die Ausgangslage könnte für den TV Oyten kaum besser sein. Denn nicht nur die Tabellensituation stimmt positiv – der Spielplan meint es mit dem Aufsteiger ebenso gut: Von den noch 14 ausstehenden Saisonspielen tragen die „Vampires“ sieben in der heimischen Pestalozzihalle aus. Nach den bisherigen Erfahrungen gilt der TVO nur gegen den VfL Fredenbeck als klarer Außenseiter. „Die anderen sechs Mannschaften sind für uns alle machbar“, sagt Winter über die noch anstehenden Partien gegen den TuS Rotenburg, Elsflether TB, TSV Bremervörde, HSG Delmenhorst, TuS Haren und SV Beckdorf.

„Es ist natürlich schön, dass diese Gegner noch zu uns kommen. Aber ein Selbstläufer wird der Klassenerhalt für uns deshalb nicht“, warnt der Trainer davor, übermütig zu werden. „Wir haben bisher nur zweimal zu Hause gewonnen. Zudem bleibt es dabei, dass wir uns Verletzungen nicht leisten dürfen.“


Das persönliche Highlight des Trainers:
Neben dem TvdH Oldenburg besiegte der TV Oyten in der Pestalozzihalle den HC Bremen. Dieser Erfolg sei schon eines der Highlights gewesen, sagt Marc Winter auch im Namen von Lars Müller-Dormann. „Als alte Bremer und frühere Trainer des ATSV Habenhausen macht es natürlich Bock, gegen den HC zu gewinnen“, sagt Winter.

Das echte – und wesentlich wichtigere – Highlight sei jedoch ein anderes: „Viel schöner ist es, dass die Jungs bisher sehr viel gelernt haben und in der Oberliga mithalten können“, verdeutlicht Marc Winter noch einmal, dass die Befürchtungen aus dem Sommer mittlerweile komplett verflogen sind.

Quelle: Achimer Kurier  –  Autor: Florian Cordes, Fotos: Björn Hake

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