Nach vielen Höhen droht ein Tief
4. September 2024 | 1. Herren
Lange Zeit ist es für die Handballer des TV Oyten nur in eine Richtung gegangen – und zwar nach oben. In den vergangenen vier Jahren bejubelten die „Vampires“ zahlreiche Erfolge. Da war der Verbandsliga-Aufstieg 2020, den die Mannschaft der Trainer Marc Winter und Lars Müller-Dormann wegen Corona nur auf dem heimischen Sofa feiern konnte. Das holten die Oytener zwei Jahre später nach, als 2022 der Aufstieg in die Oberliga gelang. Nach dem erreichten Klassenerhalt in der ersten Saison schnupperte der TVO in der vergangenen Serie sogar am Aufstieg in die neue vierte Liga des Handballverbandes Bremen-Niedersachsen. Doch in der Regionalliga-Relegation hatte die Mannschaft letztendlich das Nachsehen, wodurch sie in der nun fünftklassigen Oberliga bleibt.
Aktuell sind die „Vampires“ von Ambitionen wie der Regionalliga meilenweit entfernt. Zwar startet die Mannschaft von Winter und Müller-Dormann an diesem Wochenende in ihre dritte Oberliga-Saison. Doch die Spielzeit 2024/2025 dürfte eine echte Herausforderung werden. Das hat vor allem einen Grund: Die Oytener waren in der Vorbereitung vom Verletzungspech regelrecht verfolgt. Gleich drei Spieler aus dem Rückraum traf es innerhalb kurzer Zeit.
Zuerst verletzte sich mit Roberto Cagliani der einzige Neuzugang. Der Rückraumspieler, der vom ATSV Habenhausen II kam, zog sich eine Muskelverletzung zu und hat noch ein Sportverbot bis zum 16. September. Den Saisonstart wird er damit genauso verpassen wie Robin Hencken. Der Spielmacher verletzte sich beim vereinseigenen Luxat-Cup. Die bittere Diagnose: Kahnbeinbruch. Damit fällt Hencken zwischen sechs und zwölf Wochen aus. Im schlimmsten Fall kann er in der Hinrunde gar nicht mehr eingreifen. Der schlimmste Fall ist bei Marlon Hencken schon eingetreten. Der Bruder von Robin Hencken zog sich im Training einen Kreuzbandriss zu. In der kommenden Saison wird der junge Rückraumspieler nicht zur Verfügung stehen.
Neben dem verletzten Trio muss der TVO auf zwei weitere Rückraumspieler verzichten. Leonard Fischer wechselte nach der vergangenen Saison zum TvdH Oldenburg. Zudem steht Noah Dreyer die komplette Serie nicht zur Verfügung, da er im Ausland weilt. Im Rückraum klafft daher eine Lücke. Aufgrund der Ausfälle und des Personalmangels kann von einer gelungenen Vorbereitung nicht die Rede sein. „Es war eine sehr bescheidene Vorbereitung“, drückt es Marc Winter noch milde aus. Zwei Turniere hätten er und sein Trainerkollege Lars Müller-Dormann absagen müssen. „Wir haben keine spielfähige Mannschaft zusammenbekommen“, klagt Winter.
Bevor die Personalnot noch nicht so groß war, traten die „Vampires“ in einem Testspiel beim TV Schiffdorf an. Gegen den letztjährigen Liga-Kontrahenten verkauften sich die Oytener mit einem entsprechenden Kader teuer und verloren nur 32:33. Beim Luxat-Cup sah die Lage schon ganz anders aus. Winter und Müller-Dormann hatten nur ein Notaufgebot zur Verfügung. Dementsprechend gingen die Partien gegen den Verbandsligisten SG Bremen-Ost (16:28) und gegen den Oberliga-Aufsteiger HSG Grüppenbühren/Bookholzberg (19:39) deutlich verloren.
Die größte Baustelle liegt für das Trainerduo nun erst einmal darin, die Ausfälle im Rückraum zu kompensieren. Helfen könnte Jakob Naumann. Es läuft alles darauf hinaus, dass sich der junge Handballer den Oytenern anschließt. Der Rückraumspieler verlässt die SG Achim/Baden, weil er auf mehr Einsatzzeit kommen möchte. Diese könnte er beim TVO in jedem Fall bekommen.
„Vielleicht ist die Alternative auch ein zweiter Kreisläufer“, will sich Winter mit Müller-Dormann noch weitere Lösungen einfallen lassen. Für die Idee mit dem zweiten Kreisläufer müssten aber schon mit Timo Blau und Ole Lübbers beide etatmäßigen Kreisläufer fit sein. Denn auch auf dieser Position sind die Oytener nicht gerade üppig besetzt. Eigentlich sollte Magnus Pröhl bereits in der vergangenen Saison den Konkurrenzkampf verschärfen. Doch der Handballer verletzte sich vor einem Jahr in der Vorbereitung und kam in der anschließenden Serie nicht zum Einsatz. Daran wird sich auch in der kommenden Spielzeit nichts ändern, denn Pröhl hat seine Laufbahn beendet. „Das macht keinen Sinn mehr mit dem Knie“, sagte Marc Winter vor wenigen Wochen.
Der Oytener Coach will den Kopf dennoch nicht in den Sand stecken. „Es ist vier Jahre nur bergauf gegangen. Dass irgendwann ein Rückschlag kommt, ist klar. Der ist jetzt gekommen“, sagt Winter. Aufgrund der vielen Verletzten und der schlechten Vorbereitung halten sich die Oytener daher auch mit großen Zielen zurück. „Das Saisonziel ist erst mal, eine Truppe zusammen zu kriegen“, flüchtet sich Winter in Galgenhumor. Der Trainer wird aber noch etwas konkreter. Es gehe einzig und allein darum, die Klasse zu halten, betont Winter. Um den Klassenerhalt in der Nord-Staffel der Oberliga zu erreichen, müssen die „Vampires“ mindestens zwei Teams hinter sich lassen. Inwieweit das funktioniert, wird die Saison zeigen. Einfach wird es aber mit Sicherheit nicht, das ist allen Beteiligten im Verein klar.
INFO
Zugänge: Roberto Cagliani (ATSV Habenhausen II), Jakob Naumann (SG Achim/Baden), Jarnis König (TV Oyten II)
Abgänge: Leonard Fischer (TvdH Oldenburg), Noah Dreyer (Auslandsaufenthalt), Magnus Pröhl (Laufbahnende)
Restkader: Jonas Lüdersen, Julius Timm, Niklas van den Berg – Timo Precht, Mattis Brüns, Malte Emigholz, Michel Schack, Marlon Hencken, Max Sell, Marc Lange, Robin Hencken, Ole Lübbers, Timo Blau
Trainer: Lars Müller-Dormann und Marc Winter
Torwart-Trainer: Bastian Bormann
Fitness-Trainer: Pascal Maluvius
Physiotherapeut: Eckart Reincke
Saisonziel: Klassenerhalt
Favoriten: Keine Angabe
Quelle: Achimer Kurier – Autor: Maurice Reding
Die nächsten Spiele der 1. Herren
Die Termine aller Mannschaften sowie weitere Veranstaltungen findet ihr hier.