„Wir waren absolut konkurrenzfähig“

26. Mai 2025 | 1. Damen

Trainer Thomas Cordes spricht im Interview über die Saison des TV Oyten

Herr Cordes, die Saison in der Handball-Regionalliga der Frauen ist für den TV Oyten seit ein paar Wochen beendet. Wie fällt Ihr Fazit als Trainer mit ein wenig Abstand aus?

Thomas Cordes: Ich bin insgesamt und grundsätzlich mit unserer Saison zufrieden. Man hat gut erkennen können, dass sich die Ausgeglichenheit, die wir vor der Saison vermutet haben, sich letzten Endes bewahrheitet hat. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir mit Platz acht vielleicht nicht ganz das Optimum erreicht haben. Ich denke schon, dass wir eine Handvoll mehr Punkte hätten holen können und wären damit am Ende einen oder zwei Tabellenplätze besser gewesen.

Sie sprechen es an: Es waren ein paar Spiele dabei, die hätten anders ausgehen können.

Genau. Wir haben zwei Spiele mit einem Tor verloren und dreimal unentschieden gespielt. Natürlich hätten wir da auch verlieren können. Aber wenn wir jetzt mal positiv denken, dass man diese Spiele hätte für sich drehen können, dann hast du schon diese Handvoll Punkte. Wir hatten zudem kaum hohe Niederlagen, bei denen wir wirklich keine Chance hatten. Da erinnere ich mich im Grunde genommen nur an die Spiele in Vechta und in Altencelle. Da waren wir auswärts jeweils chancenlos. Interessanterweise verlieren wir aber zu Hause gegen Vechta nur mit einem Tor und gewinnen gegen Altencelle. Daher kann man sagen, dass wir absolut konkurrenzfähig sind in dieser Liga. Wie sich das jetzt in der nächsten Saison darstellt, bleibt abzuwarten. Ich glaube, es wird einige Mannschaften geben, die ein anderes Gesicht zeigen, auch bei den Teams, die vor uns standen.

Eventuell steigen mit Vechta und dem Hannoverschen SC zwei Teams in die 3. Liga auf. Hinzu kommen dann die Aufsteiger aus der Oberliga. Könnte es in der Regionalliga in der neuen Saison leichter werden?

Das ist die große Frage, ob das wirklich so ist. Man muss abwarten, wie stark die Aufsteiger sind. Die kommen nicht in die Liga und sagen: Jetzt machen wir hier mal ein bisschen mit. Wer das Aufstiegsrecht wahrnimmt, will sich in der Regionalliga beweisen. Ich glaube, wir tun gut daran, erst einmal zu schauen, wie schnell wir in unserer Entwicklung sind. Schließlich werden wir mit einem doch leicht veränderten Gesicht der Mannschaft in die neue Saison starten.

Veränderungen wird es bei Ihrem Team geben: Fünf Abgängen stehen zwei Zugänge gegenüber. Wird sich noch mehr tun? Denn auf den ersten Blick wirkt der Kader recht klein.

Das mit den Zugängen ist sicherlich ein bisschen hinkend. Mit Lisa Rajes und Jana Lüdersen haben wir nur zwei externe Zugänge. Für die Rückraummitte haben wir uns aber auch dazu entschieden, Svea Helmke aus der A-Jugend ins Team zu holen. Sie wird also als weiteres neues Gesicht dabei sein. Dann sind da auch noch Celin Bielefeldt und Maja Hidde. Celin hat noch ein A-Jugendjahr. Maja ist dagegen jetzt eine vollwertige Damenspielerin. In Summe werden wir wieder einen ausgeglichenen Kader haben. Aber wir reduzieren ganz bewusst ein bisschen. Es ist wichtig, dass die Mädels nicht Woche für Woche nur auf der Bank sitzen. Das entwickelt niemanden. Sie müssen auch spielen. Viele Spielerinnen haben bei uns eine gute Entwicklung genommen. Als Beispiele haben Jasmin Johannesmann, Lena Prütt, Maja Hidde oder Sarah Kennerth einen Sprung gemacht. Der Kader soll ausgeglichen, aber nicht mit Übergröße in die Saison starten. Wir haben mit den Nachwuchsspielerinnen eine gute Trainingsgruppe, in der jede Spielerin die Chance hat, sich zu zeigen. Und wenn wir dann wirklich mal wieder verletzungsbedingte Ausfälle haben, können da Spielerinnen nachrutschen. Wir wollen die Förderung der eigenen Talente weiter vorantreiben.

Maja Hidde gehört zu den Spielerinnen, die sich laut Thomas Cordes in Laufe dr Saison gut entwickelt haben

Ist die Rückkehr in die 3. Liga mittelfristig ein Thema?

Ich habe ja schon einmal gesagt, dass die 3. Liga nach der Strukturreform aus meiner Sicht schon fast so ein Produkt ist, wie die frühere zweigeteilte 2. Bundesliga. Bei drei Staffeln schreitet die Professionalität weiter voran.

Es waren einmal vier…

Genau. Als wir vor einem Jahr abgestiegen sind, gab es ja die Reform, dass auf drei Staffeln reduziert wurde. Die Entwicklung, die wir seitdem machen, ist genau die richtige. Wir müssen uns stabilisieren und ein breites Fundament entwickeln – mit einer guten Jugendarbeit. Wenn man dann sagt, man will noch mal 3. Liga spielen, muss auch das Umfeld gut aufgestellt sein. Ich glaube, da sind wir überall auf einem richtigen Weg. Inwieweit die 3. Liga dann ernsthaft wieder Thema sein kann, das muss die Zeit zeigen. Unsere sportliche Situation, die wir bei uns gerade vorfinden, geht dahin, dass wir eine DNA entwickeln, viel mit jungen Spielerinnen zu arbeiten. Wir haben zuletzt festgestellt, dass die 3. Liga noch nicht unsere Kragenweite ist. Für einen Angriff auf diese Liga müsste man dem Team und dem Verein sicher weiterhin zwei, drei Jahre Zeit geben. Für die 3. Liga gehört eben ein ganz großer weiterer Entwicklungsschritt aller Beteiligten dazu.

Kommen wir zurück zur aktuellen Saison. Was waren für Sie die Höhepunkte?

Ein Höhepunkt war der Heimsieg gegen Altencelle. Das war auch der Moment, als wir das Abstiegsgespenst vertrieben haben. Im Gegenpart war da aber auch die Niederlage in Diepholz (der TVO verlor mit 27:30 bei den HSG Hunte-Aue Löwen, Anm. d. Red.), die am meisten wehtat. Dieses Spiel hatte uns überhaupt erst in die Lage gebracht, uns mit dem unteren Teil der Tabelle zu beschäftigen. Ansonsten kann ich nur wieder sagen: Mir hat es mit der Mannschaft auch dieses Jahr wahnsinnig viel Spaß gemacht – mit allen Höhen und Tiefen auf und neben dem Spielfeld.

Sie sprechen das Thema Abstiegskampf an. Wie sind die Spielerinnen damit umgegangen? Sie sind aus der 3. Liga abgestiegen und stecken dann wieder unten mit drin. Das macht doch gedanklich etwas mit einem.

Ganz bestimmt. Die erwähnte Niederlage in Diepholz war so ein bisschen der Tiefpunkt. Andererseits war für mich auch klar, dass wir nie ganz unten reinrutschen. Ich war mir immer sicher, dass wir das schon rumreißen. Dass es aber auch große Schwankungen gab, ist auch eine Aufgabe für die nächste Saison. Wir wollen eine größere Stabilität haben. Wir müssen vor allen Dingen im Angriff noch mal klar zulegen. Wir sind mit 650 Toren unter den besten fünf Teams aus Sicht des Angriffs, haben dafür aber gefühlt doppelt so viele Chancen benötigt. Die Effektivität im Angriff müssen wir deutlich verbessern. Wir haben sicherlich auch relativ viele Gegentore bekommen, stehen im Sechs-gegen-sechs aber gut. Wir haben uns halt immer wieder ein Bein gestellt, weil wir im Angriff leichtfertig die Bälle weggegeben und über die erste und zweite Welle einfache Gegentore kassiert haben. Das wird ein Thema in der Vorbereitung sein. Wir müssen stabiler werden und weniger Fehler machen.

In Sachen mehr Stabilität soll sicherlich Rückkehrerin Lisa Rajes mit ihrer langjährigen Bundesligaerfahrung eine zentrale Rolle spielen?

Meine Idee ist vor allem, dass die vielen jungen Spielerinnen, die wir im Training haben, mit Lisa eine Handballerin erleben, die jahrelang maximal professionell gearbeitet hat. Eine Spielerin, die weiß, was sie tut, und an der sich andere ein Vorbild nehmen. Sie sollen Fragen an Lisa loswerden können. Lisa soll eine Führungsrolle einnehmen. Aber gar nicht mal als Lautsprecher, sondern einfach aufgrund der sportlichen Persönlichkeit. Genau das ist das, was ich erwarte. Dass Lisa in jedem Spiel zehn Tore wirft, ist überhaupt nicht mein Thema. Wir bekommen eine frühere und sehr erfahrene Bundesligaspielerin. Sie soll den jungen Mädels, die noch ein bisschen Orientierungshilfe brauchen und Entwicklungspotenzial haben, jetzt Dinge an die Hand geben, die der Trainer-Staff vielleicht nicht geben kann.

Erfahrung hat auch Rückraumspielerin Sarah Seidel. Sie hat sich in dieser Saison wieder schwer am Knie verletzt. Wie schaut es bei ihr aus, wird sie wieder für den TV Oyten auflaufen?

Dieser Punkt fehlt noch zur Saisonanalyse: Sarahs Verletzung hat uns mit Sicherheit Punkte gekostet. Eine Sarah Seidel in Topform mit ihrer Qualität hätte jede Mannschaft in dieser Liga gerne. Wir wären von diesem Ausfall sehr gerne verschont geblieben. Er hat uns in der ersten Phase der Saison überhaupt nicht gutgetan. Es hat einige Zeit gebraucht, bis wir den Verlust kompensieren konnten. Da war gefühlt die halbe Saison auch schon rum. Ich glaube schon, dass uns Sarahs Ausfall ein, zwei Plätze in der Tabelle gekostet hat. Grundsätzlich bleibt Sarah dabei. Sie kriegt alle Zeit der Welt, bis sie vollständig gesundet. Dann werden wir weiterschauen, ob sie sich gut fühlt für ein Comeback. Sie hat bei uns auf jeden Fall immer einen Platz im Team.

Was passiert in den kommenden Wochen beim TV Oyten? Wahrscheinlich steht nun eine Pause an.

Wir atmen momentan etwas durch. Mitte Juni fangen wir mit der Vorbereitung an. So wollen wir die Urlaubszeit kompensieren. Wir starten rechtzeitig, damit alle Spielerinnen auf ihre Einheiten kommen. Im ersten Teil ab Juni wird der Schwerpunkt auf den Ausdauerbereich gelegt. Da wir erst Mitte Juli in die Halle können und am ersten Septemberwochenende schon der erste Spieltag ist, ist es wichtig, dass wir rechtzeitig starten und gut vorbereitet sind für die neuen Aufgaben der Saison.

Das Interview führte Florian Cordes.

ZUR PERSON

Thomas Cordes (40)

ist Cheftrainer der Handballerinnen des TV Oyten. Er übernahm das Team zur Saison 2023/2024 in der 3. Liga. Dort verpasste das Team den Klassenerhalt. Nach dem Abstieg spielten die „Vampires“ in der Regionalliga eine ordentliche Saison und belegten in der Abschlusstabelle Rang acht. In wenigen Wochen startet der TVO in die Vorbereitung auf die neue Saison, die für Cordes die dritte auf der Bank der Oytenerinnen sein wird.

Quelle: Achimer Kurier – Autor: Florian Cordes

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