
„Ende gut, alles gut“
16. August 2023 | 1. Damen
Frau Franke, die Handballerinnen des TV Oyten stecken nach dem Aufstieg derzeit mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison in der 3. Liga. Nach Ihrem Abschied von den „Vampires“ sind Sie nicht mehr dabei. Wie fühlt es sich an, sich nach all den Jahren nicht mit dem Team auf die kommenden Monate einzustimmen?
Pia Franke: Es ist schon sehr komisch, wenn ich mit den Mädels spreche oder auf Social Media etwas sehe, wenn sie im Training unterwegs sind oder am Wochenende ein Testspiel hatten. Außerdem ist es komisch, weil die Vorbereitung in meinem Kalender immer ein fester Bestandteil war und jetzt eben nicht. Ich muss aber auch sagen, dass ich im Alltag zurzeit genug Trubel habe, der die Zeit gut füllt. Ich wüsste aktuell nicht, woher ich die Zeit für Handball kriegen sollte. Daher war es die richtige Entscheidung zu sagen: Das macht momentan keinen Sinn, weiter Handball zu spielen. Der Körper macht ohnehin nicht mehr so richtig mit. Schon in der letzten Saison war das eher schwierig.
Also hätte der Körper die Anforderungen der 3. Liga gar nicht mehr mitgemacht?
Ich würde das gar nicht an der Liga festmachen wollen. Letzte Saison bin ich mehrfach umgeknickt. Die Knöchel waren daher sehr lädiert – selbst wenn ich mit einer Orthese gespielt habe. Das Knie hat nach jedem Spiel gemuckt. Die Schulter meckert nach jedem Training und bei jeder Belastung. Es hat sich in der letzten Saison doch sehr gehäuft. Daher ist es unabhängig von der Liga, sondern hängt mit dem Trainingspensum zusammen. Egal, ob 3. Liga oder Oberliga. Die Absage wäre ohnehin gekommen. Zumal ich aus beruflichen Gründen nach Hamburg gezogen bin. Es kamen halt ein paar Faktoren zusammen, die gemeinschaftlich zu meiner Entscheidung geführt haben.
Vor Kurzem haben Sie in Cuxhaven mit einigen alten Teamgefährten aus Oyten an einem Beachhandballturnier teilgenommen. Kam da nicht doch ein wenig Sehnsucht auf, doch weiterhin für die „Vampires“ zu spielen?
Ein bisschen Sehnsucht wird immer da sein. Ich kenne es nicht anders, als von klein auf mehrmals in der Woche in der Halle zu stehen. Es hat mir immer unheimlich viel Spaß gemacht. Es muss einem schon sehr viel wert sein, so viel Zeit in den Sport zu investieren. Daher schaut man immer mit einem weinenden Auge zurück. Aber wie schon gesagt: Es gibt genügend Gründe, dass es so richtig ist wie es jetzt ist.
Nun besteht zwischen Hamburg und Oyten verkehrstechnisch eine gute Verbindung. Wäre Pendeln zum Training dennoch zu aufwendig?
Ja schon. Ich arbeite schon länger in Hamburg. Da musste ich eine Woche lang im Büro vor Ort sein. Da hatte ich mir einen Mietwagen genommen, mich abends direkt ins Auto gesetzt und dreimal die Kilometer auf der Autobahn abgerissen. Das geht schon an die Substanz.
Verabschiedet haben Sie sich mit der Meisterschaft in der Oberliga und dem direkten Wiederaufstieg in die 3. Liga. Besser hätte das Ende ja eigentlich nicht sein können.
Einen besseren Abschluss hätte ich mir tatsächlich nicht vorstellen können. Natürlich wäre es toll gewesen, noch einmal mit den Mädels in der 3. Liga anzugreifen. Aber schöner hätte es nicht sein können. Vielleicht hätte die Meisterschaft noch ein bisschen souveräner laufen können. Da war schon Luft nach oben. Aber: Ende gut, alles gut.
Der TV Oyten ist zurück in der 3. Liga und hat mit Thomas Cordes einen neuen Trainer. Was trauen Sie dem Team in der kommenden Saison zu?
Das ist ganz schwierig einzuschätzen. In der Mannschaft gab es einen Umbruch. Es sind sehr viele junge Mädels dabei. Wir waren auch in der letzten Saison schon eine superjunge Truppe. Jetzt sind aber einige ohne Drittliga-Erfahrung dabei. Dann ist da ein neuer Trainer. Ich kenne Cordi nur vom Sehen, als er damals bei uns die Jungs in der A-Jugend-Bundesliga trainiert hat. Viel mehr Kontakt hatte ich zu ihm nicht. Daher kann ich ihn als Trainer auch nicht einschätzen. Daher ist für mich die Mannschaft schon eine Wundertüte. Aber ich finde, dass sich auch die 3. Liga in den letzten Jahren gewandelt hat. Und zwar wegen der ganzen Nichtabstiege während der Corona-Pandemie und die folgenden drastischen Kürzungen der Ligagröße.
Auch in der neuen Saison wird die Liga nochmals reduziert – von 48 auf dann 36 Mannschaften.
Genau. Deshalb finde ich, dass die 3. Liga nicht mehr so berechenbar einzuschätzen ist. Für mich sind beide Seiten Wundertüte. Ich glaube schon: Es wird für Oyten eine große Herausforderung, den Klassenerhalt zu erreichen. Ich würde ihn aber auch nicht von vornherein abschreiben.
Beim TV Oyten haben Sie einige Trainer erlebt. Welcher war der Prägendste?
Das war allein wegen des zeitlichen Aspekts wohl Seppel (Sebastian Kohls, er coachte Pia Franke mehrere Jahre, Anm. d. Red.). Er hat mich in einer Phase begleitet, in der ich erst im Damenbereich ankommen musste. Mit 16 bin ich das erste Mal in der 3. Liga angekommen. Mich in der Liga zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen, da war Seppel sehr prägend. Aber auch Caro (Carolin Sunder, trainiert aktuell mit Cordes den TVO, Anm. d. Red.) hat mich viel begleitet – bis auf letzte Saison im Damenbereich nicht so sehr. Aber sie war in der Auswahl und in der Jugend meine Trainerin. Daher habe ich auch Caro sehr viel zu verdanken.
Wie geht es denn sportlich bei Ihnen weiter?
Die Handballschuhe werden auf jeden Fall erst einmal an den Nagel gehängt. Es ist nicht so, dass der eine oder andere Verein aus Hamburg mal nicht anklopft. Aber im Moment ist es so, dass es zeitlich und körperlich nicht passt. Da muss ich mir eine andere Sportart suchen, bei der der Körper weniger meckert.
Zum Abschluss muss diese Frage natürlich kommen: Was werden Sie nach Ihrem Abschied aus Oyten am meisten vermissen?
Das sind schon die Mädels an sich. Dass man sich mehrmals in der Woche sieht und nach dem Training schnackt. Aber auch der sportliche Ausgleich. Ich merke schon: Wenn man nicht mehr die Verpflichtung hat, mehrmals in der Woche in der Halle zu stehen, mache ich doch weniger Sport. Dabei tut mir der Ausgleich gut. Da muss ich noch disziplinierter werden, wenn ich nicht diesen Druck von außen habe.
Das Interview führte Florian Cordes.
ZUR PERSON
Pia Franke (26)
schloss sich dem TV Oyten im Jahr 2011 als B-Jugendliche an. Zwei Jahre später wechselte sie in den Damenbereich und spielte mit den „Vampires“ einige Saisons in der 3. Liga und entwickelte sich zu einer echten Leistungsträgerin. Nach der vergangenen Saison verabschiedete sich die Handballerin mit dem Gewinn der Oberliga-Meisterschaft vom TVO.
Quelle: Achimer Kurier – Autor: Florian Cordes
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